Rucksacktouristen
von Christa Kroha, DuMont 1984: Griechenland, S.
322f
... "Sie kommen die Rucksacktouristen und bringen
vor allem etwas mit, was sie für Freiheit halten: einen unbegrenzten
Zeitvorrat. ... Sie haben ein Übel ausgelöst. Es trägt den schlimmen Namen
"Parasitentum". ... Sie wollen bis Saisonschluss ausharren und sind ängstlich
um ihre Barschaft bedacht und stützen sich deshalb mit Kalkül auf andere. ...
Vielen der jungen Wohlstandflüchtlingen gilt es als Sport, diesen Aufenthalt
so kostensparend wie möglich zu gestalten. Sie zählen die Mittagessen zu denen
sie an fremde Tische gebeten werden. ... Als Angehörige der Wohlstandsländer
empfindet es diese Jugendschickeria durchaus nicht als würdelos, sich auf
steinigen Inseln von Fischern und Bauern durchfüttern zu lassen oder gleich
eigenhändig die von anderen angebauten Früchte zu ernten. ... Sie merken nicht
einmal dass sie nach Strich und Faden griechische Freigebigkeit missbrauchen.
... In den Athener Trampertreffs, in Jugendherbergen und auf den Touristendecks
der Schiffe werden Adressen wie Börsengeheimnisse getauscht. ... "Statt uns
Devisen zu bringen", sagt ein Grieche, "verschmutzen sie unsere Strände, baden
selbst am Dorfrand nackt und missachten auch sonst die Sitten unserer
Bevölkerung. Sie zertrampeln die Felder, plündern unsere Bäume und verwechseln
Trinkwasserbrunnen mit Süßwasserbrausen. ... "
... das war vor 30
Jahren. Wo sind die damaligen Ruchsacktouristen heute? Das ist die Frage.
Und
unsere Antwort:
Wir stellen uns vor, Sie sitzen in ihren 80ˋ000-fränkigen
Mobilhomes, die da heissen "Liberty", "Explorer", Freedom Cruiser", "Road King", "La Vita", "Sunseeker", "Nomad" etc., ziehen von Parkplatz zu Parkplatz, oder parken an einer Hafenmauer oder am
Meer, immer mehrere zusammen, weil sie Angst haben, aber immer gratis, weil man
hat ja viel bezahlt fürs Auto ... und schauen fern mit ihren
Satellitenschüsseln, "Germanyˋs next top Model", oder einen Sexfilm, weil sonst
läuft ja nichts mehr.
Ja, doch, manchmal treffen sie sich, und man hört sie über
ihre Autos fachsimpeln.