Ecuador - Panama - Costa Rica - Nicaragua
Was wurde ich nicht alles gefragt vor meiner Reise:
Beat, warum gehst du
auf Reisen?
Den Einen antwortete ich:
Die Schweiz ist mir zu kalt. Ich suche beim Reisen Orte, wo
es ist wie zuhause, nur wärmer.
Anderen antwortete ich:
Reisen
entspringt wohl der angeborenen Neugier der Menschen. Reisen empfinde ich als
anregend, die Welt ist voller Wunder und Geheimnisse und ich lebe da, und weiss
nichts. Reisen lässt staunen, wie als ich noch ein Kind war und die Welt voller
spannender Möglichkeiten.
Anderen antwortete ich:
Reisen heisst zunächst einmal
abreisen. Zurück bleibt alles, was wichtig ist in meinem Leben. Dies
zurückzulassen ist nicht leicht.
Abreisen heisst auch, die Lasten,
die Verpflichtungen die Rollen, die einem das Leben aufgebürdet hat,
zurücklassen. Es ist das schöne un“beschwert“, unbe“fangen“ und un“verbind“lich
sein, sein eigener Herr sein, frei sein. Das eine muss man loslassen, das andere darf
man loslassen. Ich fühle mich er“leicht“ert, fast so etwas wie eine Neugeburt.
Das ist spannend, geheimnisvoll aber auch mühsam, schwierig.
Und man gewinnt einen Blick über
die Grenzen, über den Horizont. Und mit dem Überblick kann man auch sich selber
und seinen Alltag neu orten, denn das „Das Reisen führt uns zu uns zurück“,
sagte Albert Camus. Es erlaubt einen anderen Blick auf mein Leben, auf meinen
Alltag. So wie ich staunend durch fremde Kulturen reise, komme ich zurück und
merke, wie schön und aussergewöhnlich auch mein Alltag ist, in welcher
wunderbaren Welt ich zu Hause lebe, wie wertvoll der Alltag ist, die Ruhe, die
Sicherheit, die menschliche Nähe.
Verändern dich die
Reisen?
Reisen garantiert keine innere
Wandlung. Ich denke, wenn man sich durch Reisen sich entwickeln will, dürfen
wir nicht auf die Suche nach irgendwas gehen, denn ich kann ja nur suchen, was
schon in mir drin ist. Um mich zu verändern müsste ich etwas völlig neues, das
nicht in mir drin ist, aufnehmen können, und mich auch solchen Situationen
aussetzen, um sich bereichern lassen.
Natürlich gibt es die Veränderung,
sei es durch Reisen, durch Lesen, Nachdenken, etc. Aber es ist wohl eine
Illusion zu meinen, ich käme verändert von einer Reise zurück. Wir verändern
uns nicht so leicht.
Wie bereitest du dich
auf deine Reise vor?
Reisen erfordert eine gewisse
Spannung zwischen dem Nicht-Alles-Wissen und dem Nicht-Nichts-Wissen. Wer keine
Ahnung hat, kann nicht wirklich wissen, wohin er reist und was er dort alles
sehen könnte. Wenn man aber zu sehr informiert ist, zu genau weiß, was man
alles sehen und fühlen müsste, kann das auch hemmend sein. Bruce Chatwin sagte:
" Die besten Reisenden sind Analphabeten, sie sie gehen nicht in die Welt,
um das zu sehen, was sie gelesen haben“. Spontanes Erleben ist stark gefährdet,
wenn man alles schon gelesen und im Internet gesehen hat, bevor man überhaupt
dorthin fährt.
Bist du mit deinem
Reisewunsch nicht irgendwie fremdbestimmt durch gesellschaftliche Zwänge, als
moderner Mensch müssest du die Welt gesehen haben?
Man kann den Wunsch nach Reisen als
eine Art Flucht aus einer sehr geregelten Welt sehen. Unser
Leben relativ sicher. Unser Leben ist vorhersehbar. So entsteht ein Verlangen
nach etwas mehr Aufregung. Man mietet sich beispielsweise ein Mobilhome und
lebt wie Zigeuner, die man aber im Alltag ablehnt, es ist schon fast
schizophren. Man kompensiert, was in der modernen Gesellschaft fehlt.
Ich finde es
wahnsinnig generös, dass dich deine Frau einfach so ziehen lässt.
Sicher gibt es Gründe, dass ich
nicht auf Reisen gehen könnte, finanzielle Gründe oder wichtige Verpflichtungen
zu Hause. Weil das Fremde attraktiv ist, kann es Ängste auslösen beim Partner,
der zuhause bleibt, und er möchte nicht, dass der andere Teil auf Reisen geht. Es
gibt Menschen, die in der Fremde das Glück finden und ein neues Leben beginnen.
Es gibt auf Reisen immer wieder das Erleben von schöner menschlicher Nähe und
Freundschaft. Kontakte mit Menschen in fremden Ländern ist vielleicht das
Eindrücklichste am Reisen. Aber ist eher eine Reisefantasie, zu meinen, man fände
in der Fremde die grosse Freundschaft, den heiligen Gral. Und es ist eine tief sitzende
Angst im Menschen, sich zu sorgen, der Partner könnte einen in der Fremde abhanden
kommen. Dass dies eintrifft, ist sehr unwahrscheinlich.