Freitag, 25. Januar 2013

Sua



Sua ist ein kleines Dorf am Pazifik, das manchmal etwas Tourismus aus der Sierra hat. Zur Zeit ist fast nichts los. Nur das Rauschen des Meeres, überall, Tag und Nacht. Ein Kommen und Gehen. Dazwischen liegt das Dasein. Das Leben hier ist schwierig zu beschreiben. Alles unspektakulär, ein ärmliches Leben. Ärmlich weil keine Geld. Häuser sind etwa im Parterre gestrichen, wer mehr Geld hat, kann sich’s leisten, die Strassenseite zu bemalen. Es wird viel geputzt. Die Menschen sind lieb und vielleicht sogar zufriedener als die Menschen bei uns, und alle, die ich anquatsche, sind hilfsbereit. Aida, die verwittwete Hotel-Mama ist muy sympatico, und lacht mich mit ihrem zahnlosen Mund immer an, wenn ich komme, und dann radebrechen wir etwas zusammen. Helene, die Kellnerin im besten Restaurant des Dörfchens, die von 7 bis 22 Uhr arbeitet, und mir erzählte wie lange ihr Arbeitsweg ist, der Polizist, der mir bei der ATM half, die Empleada im Officio de Tourismo mit herzigem Lächeln und Schoko-Augen, alle, alle ... Mir ist es wohl in diesem Dorf, gerade weil nichts läuft, gerade weil sich hier der Alltag abspielt.
Das Wetter ist nicht so Spitze, leider immer bewölkt. Im Hinterland muss es stark regnen, denn der Fluss ist hoch und bringt viel Abfall ins Meer. Kinder baden und surfen, mir ist nicht drum. Es ist sehr feucht und warm. Mir tut das gut. Das Yoga machen ist echt schön so, ich bin viel gelenkiger. Die immerfeuchte Haut ist elastisch und die Knochen warm.
Die Marimba Spanish School lässt mich 4 Std. pro Tag spanisch gschnorren. Que pena! Den Einzelunterricht (es gibt hier keine anderen Touristen, die spanisch lernen wollen) erteilt eine Französin, die hier verheiratet ist und eine Familie hat. Die Stimmung zwischen uns ist gut. Ich will spanisch lernen wie verrückt, und sie freut sich, dass ich an ihrem Unterricht interessiert bin und total mitmache.
Gestern gab’s zu Dritt Salsaunterricht, spendiert vom Schuldirektor. Es war lustig.
Heute am Strand eine Weile dem Liebesspiel zweier Hunde zugeschaut. Sah sehr menschlich aus. Die Sie lag am Boden, er streichelte sie mit seiner Nase am Hals, an den Ohren, schleckte sie, legte sich zu ihr, Kopf an Kopf, schubste sie mit der Nase am Hintern, damit sie doch aufstehen möchte. Schliesslich hatte sein Werben Erfolg. Naja, die Szene war Balsam für meine schwierige Beziehung zu ecuadorianischen Hunden, die mir ansonsten immer an die Radlerhaxen wollen.
Ja, etwa so verläuft mein Alltag hier. Ich finde das gut, diese Leere, diese Abwesenheit von Reizen. So richtig das Gegenteil von Zuhause, so richtig das Gegenteil von touristischem Konsum.

























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