Freitag, 18. April 2014

Alles hat ein Ende


So, die Fahrkarten für die Fähre aufs Festland ist gebucht; bald ist es soweit, wir treten die Rückreise an.
Es ist eigentlich auch Zeit. Unsere Seelen pendeln seit einiger Zeit zwischen Gemüsegarten und Fernweh. Wir haben soo viel gesehen und erlebt, wir sind ein bisschen satt. Man merkt dies an einigen Dingen, wir schmieden keine grossen Reisepläne mehr, spanisch zu lernen haben wir schon länger keine Lust mehr. Klar, wenn wir denken, diese Inselwelt zu verlassen, verspüren wir eine gewisse Wehmut. Aber das Gefühl „sagt“, es ist schon richtig, wieder nach Hause zu kommen. Das Leben zu Hause ist auch ein Abenteuer.
In der Leihbibliothek unseres letzten Hotels haben wir uns noch eingedeckt mit Lesestoff für die 3-tägige Schiffsreise nach Cadiz. Da war ein Krimi „Mord auf der Fähre“, und wir fragten uns, ob wir den nehmen sollten, um uns zu informieren, falls … oder ob es nicht ein bisschen makaber wäre, so was zu lesen. Auch der Krimi „ Tote ertrinken nicht“ fanden wir nicht ganz passend. Ich entschied mich dann für: „Camping im Leichenwagen“ und fragte mich, also was die Leute in den Ferien so lesen, ts-ts … Von Cadiz aus bis nach Valencia zu gelangen, da wissen wir noch nicht genau, wer uns mit den Velos mitnimmt. In schnellen Zügen geht es wahrscheinlich nicht, langsame gibt’s keine. Bleibt uns noch, mit Buschauffeuren zu verhandeln … wir werden sehen. Aber von Valencia – sofern wir rechtzeitig dort sind – haben wir einen schönen und schnellen Bus bis nach Bern (Domo-Reisen). Hoffen wir, dass wir es schaffen.
Wenn wir diese Inseln verlassen, dann liegt mir am meisten am Herzen, allen Leuten zu danken, denen wir begegnet sind, mit denen wir gesprochen haben, die uns geholfen haben, die unsere Zimmer geputzt haben, die hinter uns geduldig gewartet haben, bis sie uns auf den engen Strassen überholen konnten, usw. usw. Besonders ihr Kanaren, ihr seid so lieb! Muchos gracias por su hospitalidad! Auch dem lieben Polizisten heute: wir fuhren durch eine Einbahnstrasse, die zudem noch gesperrt war wegen eine Karfreitagsprozession. Er hat nur gelächelt. Wir waren gut aufgehoben bei euch, ihr seid ein freundliches Volk! Und auch muchissimas Gracias a Señorita Margarita, meiner Lebens-Reise-Begleiterin, es war schön mit dir, hoffenlich  war ich ein guter compañero de viaje, und hoffentlich bald auch ein guter compañero de casa.

Ja, und zu Hause werden wir sicher auch freundlich empfangen. Darauf freuen wir uns sehr!

Donnerstag, 17. April 2014

Wetter (Reprise)

Ich habe eigentlich genug geschnödet über Wind und Wetter auf den Kanaren, aber der Spezialregenschirm für hiesige Verhältnisse, das ist noch eine notwendige Ergänzung.
Text: „Atmosfärische Fänomene auf La Palma: Horizontaler Regen“

... und es trifft vollständig unsere Erfahrung mit dem Kanarenwetter.

















Wer's nicht glaubt: ... wie sind die Wetteraussichten?
Bild Galaxy











El mejor clima del mundo mit 360 Sonnentagen*



*im Jahrzehnt

Suvenir

















Ist das ein Geschenk für die Freundin, die zuhause geblieben ist?
Wow, wie originell?


Gesehen auf alten Keramikkacheln in Stanta Cruz. Amor geht um

Betrachtungen 3: Über das Hier und Jetzt







Die Berge hier sind für uns Alpenbewohner sehr eindrücklich: Es sind ausnahmlos Vulkane, meist schöne Bilderbuch-Kegelvulkane. Für mich als Mann besonders schön, weil sie haben die Form von Brüsten. Un senderismo erotico.

Berge erscheinen so felsenfest, wie ein Symbol für ewige Dauer. Vor Jahrtausenden so, heute so, in Jahrtausenden so. Aber diese wahrgenommene Beständigkeit ist nichts als eine Illusion, denn nichts bleibt sich selbst gleich. Unsere Alpen waren einst Meeresboden, diese Berge hier (auf dem Bild) kamen vor 300 Jahren aus dem Erdinnern.
Als Menschen können wir längst nicht jeden Wandel bemerken, beispielsweise nicht den langandauernden Wandel der Berge.
Als Menschen sehen wir nur einen kleinen Teil des Wandels. Wir sehen, wie schnell sich eine Blume oder ein Mensch verändert.
Wir sehen auch nicht den kleinen Wandel zwischen zwei aufeinanderfolgenden Augenblicken. Den gibt es! Logischerweise. Auch wenn wir meinen, dass sich zwei Augenblicke vollständig gleich sind. Wir sehen nur die Veränderung nicht. Mir gefällt der Gedanke, dass ich in diesem Augenblick nicht mehr derselbe bin, wie im vergangenen Augenblick. In jedem Augenblick werde ich neu kreiert, super.  Nur der Augenblick ist vielleicht wirklich, weil die Vergangenheit ist ja vorbei und die Zukunft noch nicht da. Nur der Augenblick ist zeitlos. Aber der Augenblick ist nicht fassbar. Es ist erstaunlich: Die Wirklichkeit ist nicht fassbar, die Wahrheit ist nicht fassbar. Ich bin nur ein Augenblick, in jedem Augenblick ein neuer und anderer Beat.
Aber wohl nur, wenn ich mich lösen kann von meiner Geschichte, meinen Zielen, Wünschen, körperlichen Bedingtheiten, meiner Vergangenheit, meiner Zukunft etc.
Den Augenblick gewinnen durch Befreiung von körperlichen und geistigen Fesseln. Dafür die Gegenwart erleben, was für ein Gewinn! Die Wirklichkeit erleben! Jeden Augenblick erleben. Jeden Augenblick ein neues Leben.

Betrachtungen 2: Über die Vergangenheit




Aus einer Hotel-Bibliothek haben wir den Roman „Kramer vs Karmer“ mitradeln lassen.

Die eine Stelle finde ich bemerkenswert: Der Psychiater von Ted Kramer meinte, es könnte sich für Ted lohnen, in einer Therapie seiner Vergangenheit nachzugehen, um herauszufinden, weshalb er Schwierigkeiten hat, mit seiner Wut umzugehen. Er könnte dann in zukünftigen entsprechenden Situationen besser agieren und insofern seine Lebensqualität steigern.
Diese Stelle brachte mich zum sinnieren. Ich weiss nicht, wie richtig das ist, ich schreib' es einfach mal auf. Ich dachte daran, wie die östliche Filosofie - insofern ich sie richtig verstehe - ganz anders argumentieren würde. Psychoanalyse gibt es nicht, denn die Psyche gehört zur materiellen Welt, wie die Sinneswahrnehmungen, die Triebe, die Erbanlagen, die Erfahrungen oder die Gedanken. Sie sind beschränkt, sie unterliegen Täuschungen und führen zu Fehleinschätzungen und Fehlverhalten. Alles trügt, alles Irrtum. Der Versuch, da etwas zu verbessern bringt nichts. Sich in Übungen von all diesen materiellen Anhaftungen zu lösen, leer zu werden, ist der östliche Vorschlag für richtiges Verhalten. Die Leerheit führt zum Leben im „Hier und Jetzt“, und damit zu Intensität und Glück.
Fand ich spannend, diese gegensätzlichen Befunde. Ist nämlich interessant, in ein paar Jahren nachzulesen, worüber man früher grübelte.

Betrachtungen 1: Über die Zukunft











Sonnenuntergang
Wir schauen der Sonne zu, wie sie ins Meer plumpst. Die Stimmung, die Ruhe, das Licht ist perfekt. Alles ist perfekt.
Und dann, fängt jemand an, laut zu denken:
„Aber nachher müssen wir dann noch einkaufen gehen.“
„Wir sollten noch einen Platz suchen zum Zelten bevor es dunkel wird.“
„Ich sollte unbedingt noch ein paar Sachen waschen.“
„Ich sollte noch die Haare waschen bevor es eindunkelt.“
„Eigentlich wollte ich noch Yoga machen“.
„Eigentlich wollten wir noch Teigwaren kochen.“
„Und gemütlich essen.“
„Ich sollte noch die Fotos rüberschaufeln, weil der Stick ist fast voll.“
„Ich wollte heute noch ein paar Karten schreiben“.
„Ich sollte noch ein paar Sms und Mails beantworten.“
 …
Die Stimmung wäre noch immer perfekt, aber jetzt ist sie irgendwie im Eimer.

Es scheint, so erdrücken Gedanken über die Zukunft, Vorstellungen, Wünsche, Verpflichtungen … die Gegenwart. Das ist eine westliche Zivilisationskrankheit. Wer die Gegenwart geniessen will muss sich von diesem Zukunftsdurcheinaandergewurstel befreien.

Saline von Fuencaliente

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Samstag, 12. April 2014

Atención al ir de excursión!

Das ist das jüngste geologische Baby aus dem Jahr 1971, halb so alt wie ich.





























Achtung beim Wandern auf der Ruta de las volcanes!!!
Da rasteten wir auf dem warmen, schwefligen Lavafelsen des Volcan Teneguia …




… und plötzlich … das war knapp.



Fuencaliente

In der Caldera dieses Vulkans San Martin bei Fuencaliente gibt es noch einen Tribus der kanarischen Urbevölkerung, der Guanachen.


Mit viel Glück begegneten wir einem Guanachen, der sich gerade aus dem Krater schlich, wahrscheinlich um sich Alkohol zu besorgen (Alkoholproblem).





Vererbungslehre

Die mendelsche Genetik klar dargestellt (auf einem T-Shirt in Santa Cruz)
















Weiterhin bleibt unklar: Sind die Zebras weiss oder schwarz gestreift? Es gibt die noch unbewiesene These, dass die weissen Zebras schwarzgestreift und die schwarzen Zebras weissgestreift sind.

Freitag, 11. April 2014

In der Killerspalte





Auf der Ruta de los Volcanos durchquert man auch die berühmt-berüchtigte Killerspalte Cumbre vieja (ca. 1500m ü.M.). Über sie wurde viel geschrieben, z.B. im "Journal of Volcanolgy and Geothermal Research". Forschungsergebnisse von englischen und schweizerischen Wissenschaftlern prophezeien eine baldige Spaltung der Insel La Palma quer durch die Cumbre vieja. Diese Mulde aus kleinen Steinen und brüchigem Fels (--> Steinfels) wirkt als Schmierseifenschicht zwischen den beiden Inselteilen. Die westliche Inselhälfte könnte auf dieser Schicht abrutschen. Die ins Meer rutschenden Bergmassen hätten ein Volumen von 500 Milliarden Tonnen bis zu 2 Billionen Tonnen Gestein. Sie fielen in den 8000m tiefen atlantischen Grabenbruch. 
Der Big Rutsch - wenn er stattfindet - wird im Atlantik eine gigantische Killer-Flutwelle auslösen. 650 Meter hoch würde sie sein und ein paar -zig Kilometer breit. Mit über 900 Kilometern pro Stunde wird sie über den Atlantik wabern und bei ihrer Ankunft auf der anderen Seite, in der Karibik, und von Florida bis New York immer noch 45 Meter hoch sein.
Etliche Menschen in Florida, die der Meinung sind, dass der geologische (aber auch biologische, klimatologische und wirtschaftliche) Kollaps kurz bevorsteht, haben sich bereits gegen diese atlantische Katastrophe versichern lassen.

Y si no es verdad, entonces espero que esté bien dicho, no ?

Auf der Ruta de los Volcanes

Mitten durch die südliche Insel La Palma verläuft ein etwa 20 km langer wunderschöner Wanderweg entlang von unzähligen Vulkanen. Hier ein paar Eindrücke unserer Wanderung.



Im Hintergrund: Tenerife mit dem Teide



In der Caldera de Taburiente

Dort, wo sich der gewaltige Kessel des Vulkans Taburiente entwässert, gibt es auch einen Wanderweg in den Vulkankrater, durch den Barranco de Angustias, dem Tal der Todesängste. Der Weg führt dem Flussbett entlang, in dem nur ein kleines Rinnsal floss. Die 1500m hohen Kraterwände links und rechts sind schon etwas auf die Seele drückend.

















Rundherum die Steilwände des Kraters. Im Kessel der Caldera Taburiente ist man richtig eingekesselt.

Roque de los Muchachos

Wir sind hier auf dem Kraterrand des Vulkans Taburiente im Zentrum der Insel La Palma, auf dem Aussichtsplattform Roque de los Muchachos, 2400m.
Der Krater ist so gross, dass er sich nicht in einem Bild einfangen lässt. Vom Kraterrand geht es gewaltig steil und tief runter in die Kaldera. Es gibt hier keinen Pfad runter. Wegen der klaren Nächte stehen hier etliche Observatorien.

Im Hintergrund die Insel Hierro



Sonntag, 6. April 2014

La Palma - Banananinsel





Hier ist das Bananenland Europas. 




Um zu existieren braucht ein Bauer hier mindesten 3000 Bananenstauden, die jährlich einmal Bananen tragen. Für die beste Qualität erhält er gegen 0.30€ pro Kilo.

















In der riesigen Blüte wachsen die winzigen Bananenbabies.


Im Reserva Biosphera von Los Tilos

Beim Zelten lernten wir Laia und Jaime aus Kastilien kennen. 






Zu Viert machten wir eine Wanderung in und durch die Schlucht von Los Tilos. Die Wanderung führte entlang von Wasserkanälen in die Schlucht. Unglaublich diese Bauwerke an steilen Wänden und Tunnels zur Nutzung des Wassers in dieser unzugänglichen Schlucht. Zuhinterst in der Barranca Wird das Quellwasser gefasst. Dann ging der Weg steil die Schlucht runter und wieder an den Schluchteingang.
Wir bewegten uns in der Höhe zwischen 500m und 1500m und wanderten so durch verschiedenste Waldarten je nach Höhe, nach Sonne, Nebel, Schattenseite, insbesondere durch den glänzenden Lorbeerwald, den Pinienwald mit uralten Kanarenpinien und den Wald mit den Tiles, einer seltenen Baumart. Das war ein Supernaturtag.

Wanderfilm: In der Schlucht von Los Tilos



Samstag, 5. April 2014

Una anécdota para Marie

Una anécdota para Marie (para ampliar el vocabulario de sus estudiantes)
Una joven traductora alemána fue contratado para traducir en un congreso en español y alemán. Ella era hermosa como tú, pero con el pelo largo y rubio, que había atado en un moño. Después del trabajo, ella fue invitada a la cena siguiente, que se puso muy contenta. Ella les dio las gracias amablemente y dijo que vino inmediatamente pero primo sólo tiene que ir pronto a las servicios para arreglar su coñ ... moño. Y los señores hicen hahaha, hihihi y hohoho ...

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Santa Cruz de La Palma

malerisch


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Ein Tag im Leben als „Kanarienvogel“




Heute weckte mich das Klopfen der Regentropfen auf den „Wintergarten“ unseres Apartamentos in Santa Cruz de La Palma -  und die pfeifenden Windböen. Ich stehe immer so um 7.30 Uhr auf, brühe mir eine grosse Portion Cafecito (mit meinem Benzinkocher, wenn wir am Zelten sind) und mache mal eine knappe Stunde Yoga, die Taza grande neben mir. Weil es regnet, lege ich mich zum Yoga halt drinnen neben den Tisch. Schöner wär’s natürlich draussen im kleinen Garten, oder am Strand, aber das Wetter ist nicht danach. Ich mache so meine 7 Yoga-Übungen mit Variationen – die 7 Salzmänner sozusagen – zum Erhalt meiner Beweglichkeit und Kraft, Ich weiss, es ist ein täglicher Pyrrhussieg, irgendwann werde ich verlieren und steif und starr werden. Aber mich dünkt, ich profitiere den ganzen Tag von einem guten Körpergefühl. Ich mach’s nur für das Hier und Jetzt. Ich denke dabei auch an den kommenden Tag und was wichtig ist an diesem Tag, z.B. mich nicht wichtig zu nehmen, oder nehme mir vor, die Fülle des kommenden Tages zu schätzen, auch wenn der Tag nicht nach meinen Vorstellungen verläuft, und dass mein Tagesprogramm nicht wichtig ist und ich mich dem stelle, was auf mich zukommen wird. Also, diese Stunde der Stille gibt mir auch so etwas wie psychische und gedankliche Beweglichkeit.
Gegen 8.30 ist auch Margarita auf den Beinen, die meist etwas länger schläft oder im Bett noch liest.
Dann frühstücken wir und besprechen den Tag. Heute wollten wir eigentlich einen Strandtag verbringen, aber bei Regen und Wind? Wir sind längst nicht jeden Tag auf den Velos. Am gemächlichsten ist es, 4-6 Stunden zu radeln bis zu einem schönen Ort und dort dann 2-3 mal zu übernachten, im Zelt oder in einem Apartamento. Wir merkten, wenn wir täglich weiterziehen, dass wir gar nicht mehr wissen, wo wir überall waren, oder wir verwechselten alles.

Nach dem Frühstück mache mich auf die Suche für neue Bremsklötze für’s Bicicleta von Margerita und werde fündig. Zwar sind es nicht die richtigen Ersatzteile, aber der Besitzer des Veloladens feilt daran herum bis sie passen. Dann noch nen kurzen Dialogo, was ich hier mache, woher ich komme, das Velo wird gerühmt, ich rühme die Velos seines Ladens, que bonito! etc. Die Leute sind alle sehr freundlich hier auf den Canarias. Wenn ich hier leben würde, dann hätte ich eher die Nase voll von den Turisten (also wir schnöden hie und da über sie, dabei sind wir ja selber auch). Jeder einzelne Turi ist sicher nett, jeder hat das Recht hier Ferien zu machen. Es sind einfach sehr viele (ich bin einer von dieser Masse). Da krieg' ich den Dichtestress. Es ist erstaunlich, dass – wie ich annehme - hier residierende Engländer oder Deutsche, oft nicht spanisch sprechen, in den Läden, in den Restaurants. Ist das kulturelle Überheblichkeit, geistige Trägheit …? Jedenfalls die kanarischen Hotelangestellten, die Busfahrer die Leute in den Läden … sie sind sehr lieb und aufmerksam. Und für mich gibt es nur eines: besonders freundlich zu sein hier, als kleines Gegengewicht.

Um die Mittagszeit bin ich zurück im Apartamento. Margrit schreibt gerade Ansichtskarten und informiert sich im Internet, was La Palma so zu bieten hat. Denn wir reisen mit rollender Planung. Auch ich schreibe etwas auf eine Geburtstagskarte für Elin, möglichst exakt, denn vielleicht kann sie es schon selber lesen.
Ich lerne täglich wenn möglich etwas spanisch, doch heute entscheide ich mich, diesen Text zu schreiben. Das dauert, denn schreiben geht bei mir nicht so schnell. Der deutsche Hausbesitzer kommt vorbei zu einem Smalltalk. Er gibt uns einige Reisetipps und zeigt uns noch das Haus nebenan, das er gerade renoviert, um es danach auch an Turisten zu vermieten. Mit kanarischen Menschen hatten wir bisher noch wenig Kontakt ausser den alltäglichen Begegnungen. Schade! Das liegt sicher daran, dass wir zu wenig spanisch können. Ein anderer Grund ist auch, dass wir als Paar eine eher geschlossene Einheit bilden und insofern etwas weniger offen sind, als wenn man allein reist. Aber vielleicht ergibt sich noch was …

So wird es Nachmittag und Zeit etwas Kleines zu Essen und danach eine kürzere oder längere Siesta einzuschalten. Siesta, weil man soll sich den Gepflogenheiten des fremden Ortes anpassen, oder?
Meist um vier Uhr meldet sich der Tatendrang wieder. Man radelt weiter oder macht eine längere Wanderung. Auf dieser Insel hat es sehr schöne Wanderwege. Man nimmt das Guagua (den Bus) und – schwupps - ist man in der üppigen Natur der „Isla bonita“, der schönen, grünen Insel. Heute gehen wir in die Stadt, wo wir einiges erledigen und organisieren müssen, zum Beispiel Tickets kaufen für ein Konzert der „Arizona Baby“ am Samstag. Die Stadt ist sehr sehenswert mit den alten, farbigen, originellen Häusern mit ihren Holzlauben. Sehr schöne, alte Holzarbeiten an Fenstern und Türen. Gutes Handwerk. Das Erstehen eines Haartönungsmittels in einer Parapharmacia mit unserem radebrechenden Spanisch ist lustig – auch für die Verkäuferin. Tatsächlich zeigt sich auch die Sonne zwischen den Wolken und wir gehen an den Strand, statt ins Museum, plaudern, lesen, spielen Raqueta (Strandball). Letzteres gelingt hart am Wind nicht so recht und als dann Kehrichtcontainer umfallen und Hundekacke rumrollt, geben wir auf und gehen in die Stadt – so wie alle Normalturisten –schoppen. Die Verkäuferin im Sportgeschäft, wo ich nach neuen Hosen suche, ist Deutsche.

Gegen 7 oder 8 Uhr sind wir wieder zurück in unserem Häuschen. Wir haben Lenguado (Seezunge) für’s Abendessen eingekauft. Selber kochen schätzen wir sehr. Man isst in den Bars und Restaurants zwar sehr gut, aber gleichwohl hat man nach einiger Zeit genug davon, weil vieles oft frittiert ist, was mir schnell zum Hals raushängt, oder es ist zu fade oder zu sehr oder zu wenig gekocht … ich glaube, das geht allen so. Die beiden Seezungen sind so gross, dass sie aus der Bratpfanne rausschauen. Dazu gibt’s Salat und Bier. Buen provechio! Es schmeckt!

Wenn man so Zeit hat, vergeht die Zeit unglaublich schnell. Wir verschwenden hier Quanten von Zeit. Gerade in den Ferien zeigt sich, wie unperfekt die Schöpfung ist, zum Beispiel der Tag nicht mindestens 33 Stunden hat. Warum kann sich die Erde nicht etwas langsamer drehen, in den Ferien zumindest? Jetzt geht es schon gegen 10 Uhr. Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, wie das Leben ist, wenn wir noch 8 Stunden arbeiten müssen, dazu 2 Stunden Arbeitsweg, dazu die Haushaltarbeiten, einkaufen, Familie, Garten, Freizeit, etc. all das addiert sich ja immer. Unglaublich! Man sagt immer, es sei schwierig Beruf und Familie zu vereinbaren. Vereinbaren? Das ganze ist doch eine unendliche Addition: Arbeiten plus Haushalt plus Rechnungen zahlen plus Steuererklärung plus putzen plus Zeit für den Partner ... Ja, Zeit für den Partner, das bleibt oft auf der Strecke im Leben B, beim Partner kann man Zeit einsparen. Oft ist man auch zu müde für diese „Nebensächlichkeit“, oder man ist gereizt und man sieht nur, was der Partner nicht gemacht hat, was man von ihm erwartet hatte. Was? Der hat auch noch Ansprüche? Wo ich doch nur ein bisschen Ruhe bräuchte! Wie der alttägliche Alltag alle Tage tagelang unsere Beziehung belastet! Diese Verpflichtungen, diese Programmabspulerei! Die lange Auszeit hier tut unsere Beziehung gut, weil man hat etwas vom wichtigsten in einer Beziehung: Zeit. Zeit zu besprechen und Zeit zuzuhören, Zeit um den Tag so zu gestalten, dass er gut wird. Das ist vielleicht das schönste an den Ferien, nebst all den Menschen und den Dingen, die man kennenlernt: die Distanz von zuhause, damit wir aus dem Alltagsfahrwasser raus sind und Zeit haben.

Der Abend klingt dann irgendwie aus, mal mit dem Abhören gepodcasteter Radiosendungen aus der Heimat, mal mit Fotos bearbeiten, mal etwas am Reiseblog schreiben, mit reden, oder einfach nur übers Meer schauen und anderen Dingen je nach Lust und Müdigkeit.
So geht das etwa. Esta es!

Bist du enttäuscht? Hast du mehr erwartet? Das gibt es natürlich auch, diese fulminanten Tage, aber so einen wollte ich nicht beschreiben, sondern einen gewöhnlichen Tag. Diese Tage sind gute Tage, denn weniger ist mehr. Das Abenteuer findet sowieso nur im Kopf statt. Felicidad y satisfaction sollte nicht (nur) von äusserlichen Dingen abhängen.

Und jetzt: Buenas Noches! Que te duerme bien!

La Palma ahoi







Nun sind wir auf der letzten Insel unserer Reise angekommen. Die Überfahrt war happig. Der Katamaran (links) fuhr schnell, der Wind war stark, die Wellen zwar nicht besonders hoch, doch der Kat tauchte rein in die Wellen, wurde hochgehoben, und bescherte dir jedes Mal eine Art Schwerelosigkeit. Viele Reisenden kosteten das aus, respektive kotzten das aus, hinter mir eine Frau pro Welle ein Schluck. Ich musste den Sessel wechseln. Von der Ankunft gibt’s keine Fotos, denn wir konnten nicht hinaus und die Fenster waren verspritzt und verkrustet.