Montag, 25. April 2011

Am Ende meiner Reise

Bald ist diese Reise zu Ende. Die genossene Freiheit, das Abenteuer, Menschen und Gegenden kennen zu lernen, das Vergnuegen nach Lust und Laune zu leben, machten diese paar Monate zu etwas Besonderem in meinem Leben. Ich danke allen und allem, die mir das ermoeglichten.

Was ich in vier Monaten "erfuhr", erlebte, sah, genoss und erlitt, und die viele Zeit, die ich mir nehmen konnte, mein Leben und meine guten und schwierigen Seiten zu ueberdenken, moechte mich praegen im Guten. Vielleicht bleibt mir etwas von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, der Aufmerksamkeit, dem Laecheln gegenüber den Mitmenschen und dem Leben, das die Menschen hier mir schenkten, und es gelingt mir, dies an dich weiter zu geben. Vielleicht hat mich die Reise sensibler und achtsamer gegenueber dir gemacht. Vielleicht hat das Erlebte mein Denken und meine Standpunkte gelassener und relativer und mein Handeln umsichtiger werden lassen.

So danke ich allen Menschen, denen ich auf dieser Reise begegnet bin fuer all das, was mich durch sie bereicherte, ihre Hilfe, ihre Aufmerksamkeit, ihre Gespraeche, ihre Zuneigung, ihr Laecheln, ihr Vertrauen und ihre Freundschaft.

Ich danke Edu, meinem Reisegefaehrten fuer seine Freundschaft, seine Unterstuetzung, die Erleichterungen beim Reisen zu zweit und seine Geduld und Nachsicht gegenueber meinen Launen und schwierigen Seiten.

Nun hoffe ich, dass du dich freust, mich wieder zu sehen, so wie ich mich freue, bald wieder unter euch zu sein.
Bis bald --- Beat

Montag, 11. April 2011

Malaysia (der Ostkueste entlang nach Singapore)

Reisenotizen

3.4.:
‎Narathiwat - Kota Bharu/ Malaysia, 75 km, flach, wir fuhren vor & nach der grenze auf der stark befahrenen hauptstrasse richtung sueden, was etwas eintönig abzuradeln war. erster tag ohne regen seit langem. Die Landschaft ist nach den tagelangen regenfällen sehr grün mit grösseren & kleineren seen, ganz im gegensatz zu unsere fahrt in nordthailand, wo die bäume das laub fallen liessen und es sehr herbstlich aussah.

4.4.:
‎Kota Bharu - Kuala Besut, 70 km, flach, viel verkehr. erstmals seit längerem wieder touristenrummel. Treffpunkt der rucksäckler.

5.4.:
2 tage auf Pulau Perhentian am schnorcheln, erholen, lesen. Zum googlen: Coral View Resort (etwas bonzig). Wir haben die grosse insel gewählt, weil sie soll etwas ruhiger sein, als die kleine insel, wo sich die rucksäckler zu party treffen. Unsere insel ist aber in den buchten mit stränden auch stark ueberbaut mit bungalows (hier: chalets), und ausser tourismus gibt es hier nichts. Hinter den buchten beginnt die natur mit schönem regenwald. Keine strasse, ausser booten keine fahrzeuge. Erste schnorchelausflüge: Sehr schöne unterwasserwelt.

6.4.:
Pulau Perhentian 2. heute viel gelesen über buddhismus, geyogat, getaucht. Ah, und da waren noch flughunde rund ums chalet. Wunderliche tiere mit flughäuten an beinen, hals & schwanz, gespannt so gross wie ein regenschirm, wenn sie fliegen.

7.4.:
Pulau Perhentian 3. Schnorcheln hier war sehr gut. Klares, warmes meer mit wunderlichsten korallen, korallenbänken, turtles, rochen, haie, grosse & kleine fische in allen farben & mustern und formen, man glaubt es kaum: elegante, kugelige, antike ...

8.4.:
Pulau Perhentian 4 - Besut - Rhu Sepuluh Strand, 70 km, flach, schöne vegetation, viel verkehr, entlang der strasse stark besiedelt

9.4.:
Rhu Sepuluh Strand - Marang, szenerie wie gestern, Heute regentag. Schade, es hätte schöne sandstrände.

10.4.:
Marang - Rantau Abang, 42 km

11.4.:
‎Rantau Abang - Cherating, 107 km, sehr schöner primärregenwald, aber auch viel industrie & verkehr. no immer sehr schöne sand- & palmenküste zum baden.

12.4.:
Cherating, Ruhetag an schönem strand. heut war's wieder mal schön. Wir machten den letzten ruhetag vor singapore. Versuchte souvenirs zu kaufen hier & kam ziemlich in stress, weil es hat nur ramsch hier. Cherating gilt als treffpunkt der rucksäckler  an der ostküste. Doch auf einem km strand sah man ca. 10 leute. In unserem resort sind 4.

13.4.:
Cherating - Tanjong Batu, 135 km. Sind auf einem resort mit einem muslim, der 4 frauen hat, 17 kinder & 34 grosskinder.  Sein ältesteskind ist 52, sein kleinstes 5. Um die 4 frauen auszuwaehlen war er 27 mal verheiratet & folglich 23 mal geschieden, was beides jeweils nur 2 zeugen benötigte. So geht das hier.

14.4.:
Tanjong Batu - Kuala Rumpin, 53 km. Wir wollten nochmals ans meer, ev. das letzte mal. doch es war braun wegen wellen und wasserreichen zuflüssen. das hotel hatte aber einen pool, als kleinen trost. dort verbrachten wir den nami. Am morgen erzählte unser host von seinem glauben. Er lebt nach dem koran, wo alles bis ins detail beschrieben sei, wie man lebt. Mann & frau müssen sich die gesichter zuwenden beim schlafen. Wenn der ehepartner vögeln will, muss der andere einwilligen, allerdings nid öffentlich, es braucht mind. 2 kamele zu verstecken. Die welt geht zu grunde, man sieht die anzeichen: tsunami, saddam hussein (weil der die ölquellen anzündete, ist das klima in malaysia nid mehr so wie früher), und vor allem die frauen, die ihren männern nid mehr gehorchen, sind zeichen für den weltuntergang.

15.4.:
Kuala Rumpin - Kota Tinggi. 135 km, hügelig, palmölplantagen oder regenwald, heiss, nach Mersing wenig besiedelt. Schlafe im zelt auf der veranda eines heruntergekommenen homestay (grusige matratzen, dreckige toilette, ...). Man hört bereits die flugzeuge vo singa.  bin verstochen vo flöhen, es beisst. In der nacht weckte mich laerm, und dachte mir, naja, die Leute könnten schon etwas ruhiger sein. Als der Lärm nicht aufhörte, setzte ich mich auf und schaute aus meinem zelt. Da sah ich 20m vor mir einen hellen elefanten, der offenbar eine kleinere palme umgedrückt hatte und jetzt die blaetter mit dem ruessel abriss und und sich ins maul stopfte. Das war echt eindruecklich. Doch ploetzlich hoerte oder roch er mich und drehte sich um zu mir. Es schien mir, als ob er auf mich zukaeme, und ich kriegte angst und sprang mit einem satz schnell ins bungalow in sicherheit. Darob erschrak auch der elefant und zottelte ab.

16.4.:
Kota Tinggi - Desaru, 90 km, schön, zt der küste entlang, wenig besiedelt, wenig verkehr. Beim kafitrinken mit einem 73-jährigen mann gesprochen, 15 kinder, das älteste 53, ein zweites mal verheiratet mit einer 42-jährigen frau. Offenbar ist der altersunterschied kein problem hier. Letztes mal baden im seichwarme meer. Morgen mittag sollten wirs nach Singa schaffen.

17.4.:
Desaru - Penggeran - Singapore, 30 &  km. Juhui, sind in Singa angek. also - so lusthansa will -  scho fast dehei.

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Bilder

Mit der Faehre ueber den Grenzfluss zwischen Thailand und Malaysia

Ruehrige malaysische Strandbeizerin. Sie wollte unbedingt eine foto von uns. Da machten wir auch eine.

Pulau Perhentian

Unser Bungalow auf Pulau Perhentian. 20 m bis zum Strand.

Pulau Perhentian. Strand vor dem Resort.

Flughund


Rantau Abang. Schuldkroetenstrand, wo Wasserschildkroeten im Juni - August Eier ablegen.

Rantau Abang. Schildkroetenmuseum

Rantau Abang. Lagune zwischen Festland und Sandstrand mit Chalets

Rantau Abang. Morgenstimmung

Unser Chalet in Cherating

Wasserlilien am Morgen
Orchideen

Orchideen



Unterwegs. Bananeneinkauf


Suedlich von Mersing

(Über)Hitz(t)e-Gedanken - Denken beim Radeln über 50 Grad
Erst 50 km u scho müde. Dabei geht‘s doch no 100 km. Warum ist's nid etwas spannender? Was soll i damit? Was soll das?

Mein magen ist gut, muss sich mit cola, dann bier, eiskafi  & sprite u jetz isostonischen chemietabletten herum schlagen, guter muskel! Gute haxenmuskeln, guter herzmuskel, guter hirnmuskel (?)

Wie meine radlerhöschen kleben! Kleben sie eigentli nur, oder hat sich die haut vom schweis aufgelöst und klebt? Kommt die haut mit, wenn ich die höschen ausziehe?

Edu sagt: "Es wär ja no sche(fahrtwind) wam(fahrtwind) blem(fahrtwind) bla(fahrtwind) beng(fahrtwind) tä(fahrtwind)". Was wollte er mir sagen? Soll i nachfragen? Ach, was! Viel zu heiss! Nicht wichtig. Er wollte sowieso nur sagen: es wäre no schön, wenn sein arsch nid so weh täte, oder so was. Ja, ja, mir auch, same-same.

Schon wieder ein golden lächelder buddha am strassenrand. Er auf lotosblume, ich auf beinhartem velosattel. Kann wohl mein getue nid verstehen. Lacht er mich aus? Muss wohl eine unvereinbarkeit geben zwischen buddhistischer Lebensweise & radlerfilosofie. Jedenfalls sympathischer als unsere gefolterten heilands. Fazit: lieber thailand al hailand.

Die sinnfrage. Nein nid schon wieder: Was tu ich hier? Was würde ich jetzt lieber tun? … Gring abe & radle!

Das positive am radeln ist zumindest, dass man beim essen und trinken zuschlagen kann ohne rücksicht auf die pfunde. Esse alles, was 4 beine oder flügel hat, ausser tisch & flugzeuge … & reis

Trotz power
werden auf die dauer
beim radeln die muskeln sauer.

ah, dieses högerli - schaff ich es, oder schafft es mich?
… ah, das war knapp, inschallah!

Diese wolke, danke! Ist das ein zeichen, dass i no nid sterben soll, oder soll mein leiden nur verlängert werden?

1,5 std gefahren, 1,5 l flasche leer. Rechne!

Über mir bombardiert die sonne, unter mir grillt der asphalt, in mir die kernschmelze. Allah, gib mir souplesse im fegefeuer!

...
Unser Chalet im Giaet (70 km suedlich von Mersing)
Durian

Durian (Konsistenz wie Limburger)

Bugis Street


 

Mein Yoga-Asana

Mein Yoga-Asana

Diese Uebung ist meine liebste Yoga-Uebung. Sie begleitete mich taeglich auf meiner Reise und bildete so ein verbindendes Ritual ueber die Monate. Sie besteht aus 6 Positionen. Von einer Stellung zur naechsten atme ich ein oder aus und bleibe dann bei angehaltenem Atem eine Zeitlang in der neuen Haltung bevor ich mit Ein- oder Ausatmen in die naechste Stellung gehe.



1
Ich lege die Haende in meinen Schoss. Die Fingerspitzen beruehren sich, ich atme langsam ein und dann langsam aus.

Diese Haltung hat fuer mich die Bedeutung:
Ich sitze auf dem Boden, die Erde traegt und naehrt mich. Ich ruhe wie die Erde und werde getragen von der Erde. Ich komme aus der Erde, ich bin aus Erde, ich werde zu Erde, eingebunden in einen Kreislauf mit der Erde in ein Werden, Sein und Vergehen.



2
Ich lege die Haende vor die Brust, waehrend ich einatme.

Diese Haltung hat fuer mich die Bedeutung:
Ich sammle mich. Ich konzentriere mich auf meine Mitte, meine Energie, mein Leben, mein Herz. Ich hoffe, es geht mir heute gut. Ich werde achtsam sein gegenueber mir, meinem Koerper, Gedanken, Gefuehlen und Stimmungen.




3
Ich lege die Haende nach vorne, waehrend ich ausatme.

Diese Haltung hat fuer mich die Bedeutung:
Die Batak machen diese Geste, wenn sie danken (allerdings nicht so weit nach vorne). Ich gebe der Welt meinen Atem zurueck und hoffentlich vieles mehr, zum Glueck fuer meine Umwelt und mich. Was ich habe, ist nicht mein, wie die Luft, die ich ein- und ausatme.




4
Ich fuehre die Haende seitwaerts, waehrend ich einatme.

Diese Haltung hat fuer mich die Bedeutung:
Ich oeffne mich der Welt. Ich oeffne Grenzen, es wird weit ums Herz. Es ist die Geste des Eingebunden seins in der Welt, des sich Hingebens und sich Einlassens. Ich erhalte alles, was ich zum Leben brauche: ich kann atmen, Luft, Licht, Sicherheit, Freude, Freunde, ... ich bin nichts ohne diese Verbundenheit. Je mehr ich oeffne, je mehr bin ich verbunden.




5
Ich fuehre die Haende ueber meinen Kopf und lege sie zusammen, waehrend ich ausatme.

Diese Haltung hat fuer mich die Bedeutung:
Ueber mir das Universum und mit ihm die Erde als Teil davon und eben auch ich mit allem, was ich nicht wissen, fuehlen und denken kann, und alle Dinge und Vorgaenge, ohne die ich nicht leben koennte. Das Universum bin ich, ich bin ein Teil dieser grossen, leuchtenden, unfassbaren Maschinerie. Dies moechte mir heute bewusst sein.




6
Ich fuehre die zusammengelegten Haende vor meine Stirn, waehrend ich einatme.

Diese Haltung hat fuer mich die Bedeutung:
Dies ist die schoene, beeindruckende, ruehrende Dankesgeste der Thais und Laoten. Hier sitzt mein Geist, mein Denken, dieses Bisschen, das immer wieder meint, es sei etwas besonderes, etwas das der Welt ueberlegen ist und doch immer wieder Muehe hat, den Tag ueber das Richtige zu tun. Moege ich waehrend des heutigen Tages zu Bescheidenheit faehig sein, so wie sie vielleicht in dieser Geste zum Ausdruck kommt.





7
Ich fuehre die Haende in die Ausgangsposition in meinen Schoss (Fingerspitzen beruehren sich), waehrend ich ausatme.

Die Uebung ist zu Ende, oder beginnt von Vorne. Der Kreis schliesst sich und ist bereit fuer einen neuen Anfang, eine neue Moeglichkeit tut sich auf, "same-same, but different", jeden Augenblick, jede Stunde, jeden neuen Tag gibt es neue Moeglichkeiten und neue Anfaenge.

Ueber das Leben und Sterben



Letzten Herbst weilte ich in Konya, Tuerkei und bekam ein paar Dinge mit ueber die Weltanschauung der Sufiten und Derwische, einem mystischen islamischen Orden, der in dieser Stadt sein Mutterkloster hatte. Seither blieb mir die sufitische  Aufforderung "Stirb bevor du stirbst" im Gedaechtnis und kam wieder hoch, als ich in einem Buch ueber den Buddhismus vergleichbares las. Ich versuche das hier wieder zu geben. Vielleicht interessiert's dich. Vielleicht gibt es ja mal eine gute Diskussion mit dir ueber dieses Thema, denn ich denke, das ist halt schon ein Thema, womit man sich beschaeftigen muesste, wenn man richtig leben will, so paradox dies klingt. Wenn du das liest, dann bitte ich dich um Gnade, wenn etwas unverstaendlich oder falsch ist, denn wie immer schreibe ich in einem Internet-Kafi mit ausgeliehenem Notebook und habe nur wenig Zeit. Ich schreibe in Ich-Form, um nicht irgend einer Weltanschauung falsche Ueberlegungen anzuhaengen.
Das Buch ueber den Buddhismus sagt: Ich bin zusammengebraut aus Elementen und Molekuelen des Universums. Mein Koerper und die Welt sind identisch. Auch mein Denken und Fuehlen sind Faehigkeiten der Materie, verbunden mit Wissen, Erfahrung und Sozialisation. Ich bin eine schoene Menschenbrauerei. Mit dem Tod wird mein Koerper wieder zu Erde, also in eine andere materielle Form uebergehen, also niemals sterben. In dieser Form wird es kein Denken, Fuehlen und kein "Ich" und "Mein" mehr geben. Wir muessen davon ausgehen, dass der Geist erlischt. Alles andere ist Glauben. So einfach ist das, was wir wissen koennen, so klar, dass viele Menschen dies kaum ertragen. Mein Sein hat ein Verfallsdatum, aus mir wird etwas anderes entstehen.
Aus Staub sind wir, zu Staub werden wir, und dazwischen wirbeln wir Staub auf. Fragen, wie bspw. ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder eine Wiedergeburt, koennen wir nicht beantworten. Wer so fragt, muss einer Lehre glauben, wofuer es keine Beweise gibt. Solche Fragen fuehren nicht zu einer Einsicht, denn niemand weiss es. Aber wir koennen uns sinnvoll mit der Frage nach dem richtigen Leben befassen, mit der Frage, ob und wie und wieviel Staub wir während des Lebens aufwirbeln wollen, wie wir richtig leben könnten. Das ist eine schwierige Frage.

Die Welt und uns erleben wir durch unsere Sinne und unseren Geist. Beides sind truegerische Instrumente. Insbesondere machen sie uns glauben, es gaebe ein "Ich" und dadurch eine Welt ausserhalb des "Ich". Dies ist eine Art optische Taeuschung. Die Sinneswahrnehmungen lassen in uns Gefuehle der Zu- oder Abneigung, des Habens, Begehrens usw. oder Nichthabens, Nichbegehrens entstehen, also Ich- und Mein-Gefuehle oder Nicht-Ich- und Nicht-Mein-Gefuehle. Das ist oft gut und schön, dadurch erleben wir Befriedigung unserer Wünsche und Bedürfnisse, lässt uns aber auch leiden  und wir erleben Frustrationen, Enttäuschungen.

Die Frage nach dem Lebensglück ist wohl die Frage, wie ich mit Bedürfnissen, Sehnsüchten und Wünschen umgehe. Wenn es mir gelingt, mich davon zu distanzieren, sie zu haben ohne davon besessen zu sein, hafte ich nicht an dieser Welt, bin ich nicht belegt oder abhängig von Gefuehlen des Wollens, Habens, Begehrens, bin ich frei. Damit werden wir aber nicht zu indifferenten, inaktiven Holzkloetzen, im Gegenteil wir sind Ich-unbelastet und damit nicht mehr selbsteingenommen, sondern spontaner, handlungsfaehiger, offener, aktiver, achtsamer und weiser, weil nicht mehr egoistisch.

Ich haenge an meinem "Ich", weil ich liebe mein Leben. Ich werde es verlieren. Das macht Angst. Ich will so lange wie moeglich das Beste erhalten, was ein Mensch erhalten kann und ich will so lange wie moeglich das Beste geben und tun, was ein Mensch geben und tun kann. Das macht mich gluecklich, das macht mir Freude. Mit dem Tod werde ich das verlieren. Damit lebe ich ein Leben in Angst vor Verlust. Ich verliere das, woran ich haenge, woran ich mich angehaengt habe, woran ich mich klammere. An allem was schoen ist und mir lieb ist, ist also ein Geschmaeckle, die Angst vor dem Verlust dessen, das Leiden, wenn ich es verliere.
Buddhisten und Sufiten sagen: Je mehr ich begehre, je mehr ich erreiche, je gluecklicher ich bin, desto groesser ist mein Leiden, meine Angst, umso groesser wird mein Kampf gegen den Tod sein. Die Angst vor Unglueck und Tod sei meine geistige Krankheit, Die "Graete" im Paradies meines guten Lebens. Wenn ich ein guter Mann bin, dann habe ich die "Graete" des guten Mannes (die Angst, den guten Mann zu verlieren), wenn ich gluecklich bin, dann habe ich die "Graete" des Gluecklichen (die Angst, mit dem Tod das Glueck zu verlieren), wenn ich ein guter Vater bin, dann habe ich die "Graete" des guten Vaters. Ich habe Angst vor dem Ende dieses Zustandes. Das ist das Yang im Ying. Gerade im Angesicht des Todes tun viele Menschen fast alles, um es zu verlaengern, sei es auch nur um Tage, weil sie dem Leben anhaften, anstatt es loszulassen, weil  sie Angst haben vor dem Verlust, besessen sind vom Leben. Das ist in den Ansichten von Buddhisten und Sufiten dumm.
Diese Angst, diese seelische "Krankheit" besiegen, wuerde heissen, alles loszulassen, woran ich haenge, was mir wertvoll ist, Sicherheit gibt, das Leben erleichtert, Freude macht, gluecklich macht. Denn WEIL ich daran haenge, habe ich Angst, es zu verlieren.
Klug sein, klug leben, wuerde heissen, alles schon jetzt los lassen, nirgendwo anhaften, dann kann ich im Leben und mit dem Tod auch nichts verlieren. Und ich haette keine Angst mehr im Leben und vor dem Tod, weil ich nichts mehr habe, auch nichts mehr zu verlieren habe. Meine Anhaftungen an meine Beduerfnisse, Verlangen, Wuensche, Traeume, an das Leben gaebe es nicht mehr. Was nicht ist, kann folgerichtig auch nicht sterben. Dieser Zustand der Freiheit, des nicht mehr Beduerfens, der Wunschlosigkeit, wird von Buddhisten und Sufiten als der schoenste, kreativste, achtsamste, spontanste, lebendigste, erhabendste Zustand beschrieben, den wir Menschen erreichen koennen. Wir sind nicht mehr fixiert und eingeschraenkt durch unsere Beduerfnisse und Aengste, sondern leben das umfassendste Leben das wir leben koennen, das Leben im Hier und Jetzt.
Etwa so wuerde ich (kann ich) beschreiben, was Buddhisten und Sufiten meinen, wenn sie uns auffordern: Lass los, lass deine Wuensche und Aengste sterben bevor du stirbst. Dann wirst du leben.

Selamat pagi!



Selamat pagi!

Selamat pagi! heisst herzlichen, guten, sicheren, friedlichen (salam? shalom?) Morgen.

Hier ein Text aus meinen Notizen.
Heute morgen sass ich am Strand von Kuala Besut und hatte etwa diese Gedanken, die ich nachtraeglich fest zu halten versuche:

Eine friedliche Morgerstimmung hier. Ich am Sandstrand sitzend, vor mir das Meer, hinter mir der Palmenstrand, ueber dem Horizont die aufgehende Sonne.

Mir ist auch friedlich zumute. Ja, manchmal ist das Leben ganz in Ordnung, man ist zufrieden, keine Wuensche, keine Beduerfnisse, keine Pflichten, ...

Warum bin ich jetzt in diesem Moment zufrieden? Wegen Strand, Sonne etc.? Waere ich weniger zufrieden ohne Strand, Sonne etc.?
Waere ich unzufrieden?
Ist meine Zufriedenheit abhaengig von der Umwelt?
Bin ich abhaengig?
Sollte meine Zufriedenheit nicht MEINE Sache sein, unabhaengig von Ort, Wetter, Menschen etc.?
Sollte ich nicht ebenso zufrieden sein, wenn ich ein Fotobuch mit Meeresstraenden betrachte?
Wovon bin ich, ist meine Zufriedenheit eigentlich sonst noch abhaengig?
Von nach Hause gehen? Von zuhause?
Sollte ich meine Zufriedenheit nicht in mir selber finden?
Ist mein Leben ein zufaelliges Erhaschen von zufriedenen, schoenen Momenten? Und ansonsten renne ich Beduernissen nach, erfuelle Rollen etc., ein Nachrennen von Beduernissen und Verpflichtungen? Ist das nicht auch schoen?
Sollte ich nicht haeufiger oder grundsaetzlich Zufrieden sein, indem ich gar nicht beginne, Beduerfnisse und Wuensche etc. aufkommen zu lassen?
Zufrieden sein hiesse ja, kein Manko empfinden, keinen Wunsch zu haben. Nur noch den Wunsch, nichts zu wuenschen, wie jetzt hier man Strand in friedlicher Morgenstimmung, wo ich nur zufaellig meinen Begehrlichkeiten entkommen bin und nur fuer kurze Zeit. Sollte ich nicht damit beginnen, diese wunschlose Zufriedenheit zu hegen und zu pflegen? Waere das nicht bestaendiger als das kleine oder groessere Glueck der Beduernisbefriedigung?

So simpel waere Zufriedenheit moeglich: Wunschlos sein, beduerfnislos sein, los sein, losgeloest sein. Und so schwierig, es zu leben.

Allen, die das lesen, wuensche ich einen zufriedenen Tag. Ich wuensche euch wunschlose Zufriedenheit! Moeglicherweise etwas vom besten, das ich euch wuenschen kann. Denn Beduerfnisse und Wuensche zu haben, kann einen ungluecklich machen. Vielleicht waere es besser, solche Begehrlichkeiten los zu lassen, um da zu sein, wo man wirklich ist: im Hier und Jetzt.
Und noch vieles mehr: dass du keine Sorgen und gute Gesundheit hast ...

Selamat pagi!

Sonntag, 3. April 2011

Buddhismus im Alltag (Thailand, Laos)

Als Tourist habe ich hier in wenigen Wochen Dutzende von buddhistischen Tempeln, Pagoden, Kloestern, Vats und Thats und tausende von Buddhastatuen gesehen und bin beeindruckt vom Aufwand der Menschen fuer ihre Kultur und Religion.
Wie spuert man den Buddhismus im touristischen Alltag? Welchen Gepflogenheiten, Regeln und Traditionen begegneten wir und denken uns, das sei buddhistische Mentalitaet?

Zu bedenken dabei waere, dass wir hier Fremde sind. Fuer Laoten sind wir Touris "Langnasen", fuer Thais "Farangs". Eigentlich muessten wir eher Ablehnung erwarten, denn wir sind Fremdkoerper, wir riechen fuer sie unvorteilhaft, weil wir mehr schwitzen als sie; sie meinen, wir seien reich und wuerden uns geizig verhalten; weil wir Touris oft fuer Angebote angequatscht werden, und nicht immer freundlich abweisen, gelten wir als ueberheblich, unwirsch, arrogant, liegen als Faulenzer am Strand herum und sind schluddrig oder unschicklich gekleidet etc.

Laesst man uns das spueren? Beispiel: Ich gehe an eine Tankstelle und bitte um einen Schluck Diesel, um meine Velokette zu reinigen. Bloed wie ich bin,  kann ich natuerlich kaum ein Thai-Wort, und die Angestellten muessen meine plumpen Gebaerden deuten, um zu erkennen, was ich moechte. Grund genug mich abzuweisen? Nein! Der Chef persoenlich kommt und hilft mir, seine Angestellten muessen meine Wasserflaschen nachfuellen und jemand bringt einen Kessel Wasser und Seife, um meine Haende zu reinigen, Und am Schluss trinken wir noch gemeinsam ein Kaennchen Tee. Von mir haben sie nichts, weil ich kann nicht Thai und niemand versteht englisch, und fuer ihren Aufwand nehmen sie kein Geld an ...  so ergeht es uns immer wieder!!!

Was war fuer uns beeindruckend gut? Wie erklaeren wir uns, Warum sind die Menschen so sind?

Gemaechlichkeit:
Die Menschen, oder die Autofahrer sind kaum je genervt oder gestresst. Man neigt nicht zu egoistischem oder ruecksichtslosem Verhalten, man sieht kaum Menschen unter Zeitdruck.
Moegliche Erklaerung:
Die Menschen zeigen den buddhistischen "Mittleren Weg": Wer richtig lebt, lebt in der Balance. Wer nicht ausgeglichen handelt, stoesst auf Unverstaendnis, scheint verwirrt zu sein, sonst wuerde er besonnener leben.

Hilfsbereitschaft:
Die Menschen hier scheinen grossherzig und gebefreudig zu sein. Sehr beeindrucken war das Spenden von Almosen an Moenche am Morgen. Da beobachteten wir in Tak, wie ein junges Paar, das soeben an einer Gassenkueche sein Fruehstuck erstanden hatte, alles einem daherkommenden Moench in dessen Topf legte und auf der Strasse demuetig niederkniete, waehrend der Moench ihnen einen Segensspruch vortrug. Das Paar ging darauf ein zweites mal Fruehstueck einkaufen.
Ich bewunderte mal die Haarspange eines Laedlibesitzers: er wollte sie mir darauf gleich schenken.
Moegliche Erklaerung:
Hilfsbereitschaft ist fuer BuddhistInnen eine Chance, sich als BuddhistIn zu erweisen und wird mit einem besseren Karma im naechsten Leben belohnt.

Land des Laechelns und Ja-sagens:
Thais und Laoten laecheln fast immer. Auch bei uns gibt es die Weisheit, dass das Leben mit einem Laecheln leichter wird, doch die Menschen hier tun es wirklich, durchwegs. Freundlichkeit ist hier wichtig (hoffentlich faerbt das auch auf uns ab). Zum Freundlich sein gehoert auch, dass man hier eigentlich nicht nein sagen kann, denn das waere unfreundlich. Man muss das Ja, das ein Nein ist, halt richtig deuten, oder so fragen, dass die Leute mit Ja antworten koennen, um zu verneinen, also: "Milk - not have?" So kann die Thai antworten mit: "Yes, not have".
Moegliche Erklaerung:
Buddha lehrte, dass eine "richtige Rede" nicht verletzen darf. Man ist also sanft zueinander, und dazu gehoert eben auch nicht Nein-sagen, sondern vielleicht verlegen laecheln, das man als nein deuten kann. Es gibt auch die Theorie, dass diese Hoeflichkeit sich aus der strengen buddhistischen Hierarchie entwickelt habe, wo die Unteren - also die Vielen - den Oberen - also den Wenigen - diese Hoeflichkeit schuldeten.