Sonntag, 3. April 2011

Buddhismus im Alltag (Thailand, Laos)

Als Tourist habe ich hier in wenigen Wochen Dutzende von buddhistischen Tempeln, Pagoden, Kloestern, Vats und Thats und tausende von Buddhastatuen gesehen und bin beeindruckt vom Aufwand der Menschen fuer ihre Kultur und Religion.
Wie spuert man den Buddhismus im touristischen Alltag? Welchen Gepflogenheiten, Regeln und Traditionen begegneten wir und denken uns, das sei buddhistische Mentalitaet?

Zu bedenken dabei waere, dass wir hier Fremde sind. Fuer Laoten sind wir Touris "Langnasen", fuer Thais "Farangs". Eigentlich muessten wir eher Ablehnung erwarten, denn wir sind Fremdkoerper, wir riechen fuer sie unvorteilhaft, weil wir mehr schwitzen als sie; sie meinen, wir seien reich und wuerden uns geizig verhalten; weil wir Touris oft fuer Angebote angequatscht werden, und nicht immer freundlich abweisen, gelten wir als ueberheblich, unwirsch, arrogant, liegen als Faulenzer am Strand herum und sind schluddrig oder unschicklich gekleidet etc.

Laesst man uns das spueren? Beispiel: Ich gehe an eine Tankstelle und bitte um einen Schluck Diesel, um meine Velokette zu reinigen. Bloed wie ich bin,  kann ich natuerlich kaum ein Thai-Wort, und die Angestellten muessen meine plumpen Gebaerden deuten, um zu erkennen, was ich moechte. Grund genug mich abzuweisen? Nein! Der Chef persoenlich kommt und hilft mir, seine Angestellten muessen meine Wasserflaschen nachfuellen und jemand bringt einen Kessel Wasser und Seife, um meine Haende zu reinigen, Und am Schluss trinken wir noch gemeinsam ein Kaennchen Tee. Von mir haben sie nichts, weil ich kann nicht Thai und niemand versteht englisch, und fuer ihren Aufwand nehmen sie kein Geld an ...  so ergeht es uns immer wieder!!!

Was war fuer uns beeindruckend gut? Wie erklaeren wir uns, Warum sind die Menschen so sind?

Gemaechlichkeit:
Die Menschen, oder die Autofahrer sind kaum je genervt oder gestresst. Man neigt nicht zu egoistischem oder ruecksichtslosem Verhalten, man sieht kaum Menschen unter Zeitdruck.
Moegliche Erklaerung:
Die Menschen zeigen den buddhistischen "Mittleren Weg": Wer richtig lebt, lebt in der Balance. Wer nicht ausgeglichen handelt, stoesst auf Unverstaendnis, scheint verwirrt zu sein, sonst wuerde er besonnener leben.

Hilfsbereitschaft:
Die Menschen hier scheinen grossherzig und gebefreudig zu sein. Sehr beeindrucken war das Spenden von Almosen an Moenche am Morgen. Da beobachteten wir in Tak, wie ein junges Paar, das soeben an einer Gassenkueche sein Fruehstuck erstanden hatte, alles einem daherkommenden Moench in dessen Topf legte und auf der Strasse demuetig niederkniete, waehrend der Moench ihnen einen Segensspruch vortrug. Das Paar ging darauf ein zweites mal Fruehstueck einkaufen.
Ich bewunderte mal die Haarspange eines Laedlibesitzers: er wollte sie mir darauf gleich schenken.
Moegliche Erklaerung:
Hilfsbereitschaft ist fuer BuddhistInnen eine Chance, sich als BuddhistIn zu erweisen und wird mit einem besseren Karma im naechsten Leben belohnt.

Land des Laechelns und Ja-sagens:
Thais und Laoten laecheln fast immer. Auch bei uns gibt es die Weisheit, dass das Leben mit einem Laecheln leichter wird, doch die Menschen hier tun es wirklich, durchwegs. Freundlichkeit ist hier wichtig (hoffentlich faerbt das auch auf uns ab). Zum Freundlich sein gehoert auch, dass man hier eigentlich nicht nein sagen kann, denn das waere unfreundlich. Man muss das Ja, das ein Nein ist, halt richtig deuten, oder so fragen, dass die Leute mit Ja antworten koennen, um zu verneinen, also: "Milk - not have?" So kann die Thai antworten mit: "Yes, not have".
Moegliche Erklaerung:
Buddha lehrte, dass eine "richtige Rede" nicht verletzen darf. Man ist also sanft zueinander, und dazu gehoert eben auch nicht Nein-sagen, sondern vielleicht verlegen laecheln, das man als nein deuten kann. Es gibt auch die Theorie, dass diese Hoeflichkeit sich aus der strengen buddhistischen Hierarchie entwickelt habe, wo die Unteren - also die Vielen - den Oberen - also den Wenigen - diese Hoeflichkeit schuldeten.