Freitag, 24. Februar 2012

Augenblicke im Nirgendwo


Manchmal gibt es ganz besondere Augenblicke. Augenblicke der Stille, der Ruhe, des Gedankenverloren-Seins, der Auflösung der Zeit. Solche Augenblicke sind wie ein selbstgeschaffenes, stilles Himmelreich, ein Reich ohne irdisches Geschwätz, die Befreiung von Rollen und Verpflichtungen, das Verschwinden aller alltäglichen Sorgen in einem Zustand höhepunktlosen Dahinschwebens, einem In-und-Bei-sich-selbst-Sein.

Geeignet dafür ist irgendein ruhiges Plätzchen zum Sitzen oder Liegen, zum Beispiel am Tobasee bei Sonnenaufgang, wo sich ausser den Wellen nichts bewegt und wo man einfach unendlich weit ins Nirgendwo schauen kann.

ln europäischen Gefilden entspricht dieser Kunst noch am ehesten das italienische Dolce far Niente. Sich in Gedanken verlieren ist aber nicht "Nichtstun", auch wenn es äußerlich so aussieht. Es ist im Gegenteil der höchste Gipfel allen Tuns, eben der ziellose, glückliche Intensivst-Zustand, ich tu intensivst nichts mehr, nicht einmal mehr Nichtstun, bin befreit von Gedanken über Vergangenes oder Zukünftiges, in einem Zustand des In-sich-ruhend-sich-selbst-genügen, in dem es das Selbst als etwas selbständiges gar nicht mehr gibt, ein Aufgelöstsein, ein Angekommensein.

Schön war das, jeden Morgen bei Sonnenaufgang, noch ganz allein, bis die Fischerfrauen kamen und der Arbeitstag begann.